Probefahrt: Zero FX 7.2 (2021)
Das Grinsen unter dem Helm wird an jeder roten Ampel größer. Geduldig warte ich auf Grün und drehe dann vorsichtig am „Gas“. Bevor die Start-Stop-Automatik der Autos die Motoren startet, bin ich mit der Zero FX schon über die Kreuzung gefahren und im Rückspiegel werden die Autos kleiner. Ja ich bin von der Elektro-Mobilität überzeugt und freute mich besonders auch die Probefahrt mit der Zero FX.
MotoGymkhana
Obwohl Philipp im Vergleich zu mir der erfahrenere MotoGymkhana-Fahrer ist, hätte ich ihn mit seiner BMW R 1200 R jederzeit innen überholen können. Die Zero FX bietet fürs Hütchenfahren gleich mehrere Vorteile: sie ist mit 131 kg über hundert Kilo leichter als Philipp’s BMW. Ohne Kuppeln oder Schalten zu müssen, fährt und beschleunigt der Elektroantrieb gleichmäßig und ruckelfrei. Die 106 Nm Drehmoment bieten ab der ersten Umdrehung eine Wahnsinns Kraft und Beschleunigung.
Der Seitenständer ist etwas zu lang. Gut sieht sie aus. Philipp beim Training.
Im Gelände
Enduro-Bikes bieten eine besondere Freiheit. Nahezu lautlose Enduros werden sogar dort geduldet, wo ihre knatternden Verwandten nicht erlaubt sind. So kam ich bei einer Überlandfahrt mit der Zero FX einer Schafherde ganz nah. Weder der Schäfer noch sein Hund Chico hatten mit dem Bike ein Problem. Aber Vorsicht: Das enorme Drehmoment und nasser Rasen sind keine gute Kombination. Weil eine elektronische Traktions-Kontrolle fehlt, sollte man ganz sensibel mit dem „Gas“ umgehen.
Nur noch ein bisschen wachsen, dann darf er auch bald fahren. Der ausgeglichene Schäferhund Chico hatte seine Herde unter Kontrolle.
Akku, Ladezeit und Reichweite
Praktisch: Die Zero FX lässt sich an einer einfachen 220 Volt Steckdose lade. Ein passendes Kabel (mit C13-Stecker) wird mitgeliefert und lässt sich an der Hinterradschwinge verstauen. Die Ladebuchse befindet sich vorn am Motorrad – wo sonst der Kühler ist.
Natürlich ist die 220 Volt-Steckdose keine Schnell-Ladestation. So dauert das vollständige Füllen des Akkus 7 bis 8 Stunden. Kosten pro Ladung: rund 1,48 Euro. Unterwegs auf der Tour mal nachtanken ist also nicht möglich. Für tägliche Touren zur Arbeit oder eine Runde auf der Hausstrecke ist die FX aber schon geeignet.
Daumen-Regel für die Reichweite: Pro Prozent Akkuladung schafft die Zero FX im ECO Modus etwa einen Kilometer. Im Sport-Modus oder auf der Autobahn können es auch mal nur 60 Kilometer sein – aber dafür ist das Bike ja auch gar nicht gedacht. Richtig Spaß macht die kleine Zero in der Stadt, im Gelände oder beim Hütchenfahren. Bei diesen Disziplinen reicht der Akku auch für deutlich mehr als 100 Kilometer.
Fazit
So viel Spaß wie mit der Zero FX habe ich mit einem Motorrad lange nicht mehr gehabt. Egal ob in der Stadt, im Gelände oder auf dem Parkplatz beim Hütchenfahren – die Zero FX ist eine pure Spaßmaschine und zaubert jedem ein Lächeln unter den Helm. Die Frage nach der PS-Zahl stellt sich nicht wirklich, wenn man einmal am Gas gedreht hat. DIe 44 PS mit 106 Nm katapultieren die Fahrenden nach vorn und lassen das Vorderrad regelmäßig Abheben. Vorsicht; Auf nassem oder losem Untergrund bricht Hinterrad schnell aus. Eine Traktions-Kontrolle könnte hier für mehr Sicherheit sorgen. Wer sich auf die Reichweite von circa 100 Kilometern einstellt, passt seine Ziele an und hat trotzdem Spaß.
Zugegeben: Die Anschaffungskosten von 13.150 Euro sind sehr hoch. Aber überzeugte Elektro-Biker und Early Adapter werden die höheren Wartungskosten von Petrol-Bikes und den stetig steigenden Benzinpreis gegenrechnen.
Testbedingungen
Das Motorrad wurde mir kostenlos für ein Wochenende (vom 27.8. bis 30.8.2021) vom Hersteller zur Verfügung gestellt. In den vier Tagen bin ich 183 km Gefahren und habe den Akku drei Mal in meiner Garage geladen. Das Bike war die gesamte Zeit vollständig über Zero versichert.