TAG 2: LESER-TESTRIDE ZERO 2021

Nach der rasanten Einführungsrunde am Vortag mit viel Sonnenschein, begrüßte uns der eigentliche Leser-Testtag mit dunklen Regenwolken. Doch alle Teilnehmer: innen waren sich einig: Wir machten das Beste daraus. Und letztlich boten die besonderen Wetterverhältnisse vielfältige Möglichkeiten die Zeros zu testen.

Hier könnt Ihr die GPS Daten der „Leser-Testride Zero 2021“ durch den Thüringer Wald herunterladen.

Die Strecke

Der “Leser-Testride Zero 2021” und führte rund 190 Kilometer durch den Thüringer Wald. Wir starteten zehn Uhr morgens am Hotel Rennsteig in Masserberg (links auf der Karte). Unterwegs machten wir einige Fotopausen und als es zu regnen begann schlüpfte ich in meinen orangen Regenkombi.

Auf kurvigen Landstraßen ging es dann zur Talsperre Hohenwarte (rechts auf der Karte). Hier verbrachten wie unsere Mittagspause und luden die Akkus der Zeros. Zum Glück hörte der Regen auf und es ging sportlich zurück zum Hotel. Inklusive Mittags- und Fotopausen dauerte die Tour circa sieben Stunden.

Erlebnisse auf der Tour

An eine Szene erinnere ich mich besonders. Unsere Gruppe aus etwa einem Dutzend Motorrädern fuhr durch ein kleines Dorf. Ein älterer Herr schaute uns ganz erstaunt an. Er fasst sich an sein Ohr und rüttelte es. Vermutlich trug er ein Hörgerät und dachte, dass defekt sein. Denn außer ein leises Summen waren die Motorrädern kaum zu hören.

Passant frage: „Warum haben Sie gelb-schwarze Nummernschilder?“

Teilnehmer antwortete: „Weil wir die Führerschein-Prüfung nicht bestanden haben.“

Wenig später fuhren wir mit den Zeros an einer Blaskapelle vorbei, die einer alten Frau ein Ständchen spielte. Mit zwölf normalen Bikes hätten wir die Szene übertönt und gestört. Anders mit den Zeros – wir summten vorbei und ernteten bewundernde Blicke.

Die Bikes

Zero SR/F

Die Zero SR/F ist ein typisches Naked-Bike: Sie ist äußerst agil und wendig, macht auf kurvigen Landstraßen irre Spaß und lässt dem Biker den Fahrtwind genießen. Wegen ihres einfachen Handlings war die SR/F besonders bei den Teilnehmerinnen beliebt. Nur mit dem mintgrün konnte ich mich nicht anfreunden. Zum Glück gibt es den Streetfighter auch in schwarz.

Zero SR/S

Laut Datenblatt unterscheiden sich die verkleidete Zero SR/S und die Naked-Version SR/F kaum. Trotzdem wirkte die SR/S etwas steifer und brauchte mehr Kraft, um sie in die Kurve zu legen. Trotz ihrer fantastischen Beschleunigungswerte sehe ich in der SR/S eher einen sportlichen Tourer als ein Superbike. Passend zu diesem Eindruck gibt es für die SR/S auch ein dreiteiliges Kofferset von SHAD und eine große Scheibe.

Zero FXE

Die kürzlich (13.07.2021) vorgestellte FXE war der heimliche Star des Zero-Testride. Die kleine Supermoto zauberte allen Teilnehmer: innen ein Lächeln ins Gesicht. Leicht wie ein Fahrrad bietet sie spielerisches Handling und einen Raketenhaften Antrieb. In Daten: maximal 44 PS, 106 Nm Drehmoment bei 135 Kilogramm Gewicht. Ich wünschte, dass ich jeden Tag zur Arbeit pendeln müsste…

Batterie und Reichweite

Dieses Thema möchte ich hier als Erfahrungsbericht beschreiben. Zu jeder Etappe der 180 Kilometer Tour nenne ich die Ladestände, gefahrene Strecke, gewählter Fahrmodus und verbleibende Reichweite.

Tourstart

Zehn Uhr startete unsere Tour. Am Himmel sah es nach Regen aus. Die Bikes warteten mit voll geladenen Akkus.

Ladezustand: 100 %
Geschätzte Reichweite: 129 km

Hinweis: Nur während der Fahrt zeigt die Zero eine realistische Reichweite an. Die hier angezeigten 129 Kilometer wurden schnell mehr.

Erste Pause

Da es unterwegs anfing leicht zu regnen, wechselte ich während der Fahrt in den RAIN-Modus. Dieser nimmt etwas von der brachialen Kraft der Zero (190 Nm Drehmoment) und spart Energie.

Gefahrene Strecke: 72 km
Gefahrener Modus: RAIN
Ladezustand 71 %
Geschätzte Reichweite: 160 km

Mittagspause

Der Regen wurde weniger uns so konnte ich in den STREET-Fahrmodus wechseln. Dieser ordnet sich zwischen ECO und SPORT ein und bietet ordentlich Power und rekuperiert Energie, wenn man vom „Gas“ geht.

Gefahrene Strecke: 102 km
Gefahrener Modus: STREET
Ladezustand 49 %
Geschätzte Reichweite: 88 km

Hinweis: Die Anzeige „sofortig“ zeigt während der Fahrt den aktuellen Verbrauch an. Vielleicht könnt Zero ihn umbenennen.

Nachgeladen

Die Mittagspause nutzen wir, um die Zeros nachzutanken und selbst mittels thüringischer Küche neue Kraft zu gewinnen. Anschließend waren die Straßen deutlich trockener und wir konnten es etwas sportlicher angehen.

Dauer des Nachtankens: ca. eine Stunde
Gefahrene Strecke: 102 km
Gefahrener Modus: SPORT
Ladezustand 94 %
Geschätzte Reichweite: 169 km

Bike-Wechsel

Die Straßen wurden immer trockener und ich wagte mich an den Full R+P Modus. Dieser steht für volle Leistung und volle Rekuperation – als Rückgewinnung von Energie durch die „Motorbremse“. Dieser Modus ermöglicht besonders rasante Fahrten und sobald man vom „Gas“ geht, bremst das Bike ab. Ideal für die Berge. Allerdings lässt sich dieser Modus nur per Handy-App konfigurieren.

Gefahrene Strecke: 138 km
Gefahrener Modus: FULL R+P
Ladezustand 77 %
Geschätzte Reichweite: 167 km

Ein abschließendes Bild bei Ankunft im Hotel nach etwa 190 Kilometern konnte ich nicht fotografieren, da ich unterwegs meine Zero SR/F mit einem anderen Teilnehmer getauscht habe. Aber alle Teilnehmer: innen haben es problemlos das Hotel erreicht.

Fragen die ich mir selbst beantworten wollte

  • Wie groß fühlt sich der Unterschied zwischen Petrol- und Elektro-Bike an?

    Im Aussehen gering und im Handling groß: Elektro-Motorräder fahren sich besonders einfach und ließen mit mehr von der Umwelt wahrnehmen.
  • Werde ich im Straßenverkehr von den Autofahrern wahrgenommen?

    Das wir in der Gruppe auf wenig befahrenen Landstraßen unterwegs waren, kann ich die Frage nicht vollständig beantworten. Vermutlich wird man im Stadtverkehr schneller überhört und übersehen.
  • Wie reagieren die Passaten wenn ich mit dem Elektro-Motorrad vorbei-summe?

    Positiv überrascht und meist mit einem Lächeln.
  • Werde ich die Geschwindigkeit auch ohne Schalten und Motorengräusche richtig einschätzen können?

    Definitiv ja. Die Geschwindigkeit lässt sich gut über den Fahrtwind und die Fahrgeräusche wahrnehmen.
  • Kann man mit den Elektro-Motorrädern auch mehrtägige Touren fahren?

    Ja, aber dann sollte man die Tour gut planen. Handy-Apps helfen bei der Routenplanung via Ladestationen.
  • Wie ist das Handling der Bikes mit den teilweise schweren Batterien?

    Gut: Die Zero SR/F (220 Kilogramm Trockengewicht) fuhr sich so gut wie Streetfighter mit Verbrennungsmotor.
  • Wie alltagstauglich sind die Bikes, etwa für das pendeln täglich zur Arbeit?

    Sehr: Keine Flüssigkeiten, wartungsarmer Motor und Kraftübertragung per Riemen – die Zeros brauchen wenig Wartung, eine Ladung kostet vergleichsweise wenig und die Reichweite genügt für tägliche Pendelfahrten bis 100 Kilometer.
  • Wie funktioniert das Aufladen der Batterien wirklich?

    Das ist abhängig von der Ladestation und von der optionalen Schnellladefunktion am Bike. Auf dem Leser-Testride dauerte das Nachladen auf 94 % etwa eine Stunde.
  • Gibt es eine App mit der ich meine Route und Nachladungen planen kann?

    Ja, einige Beispiele: Chargemap, EnBW mobility+, chargEV, Ladefuchs, Cleve-Laden.
  • Würde ich meine Ducati Hypermotard 1100 evo spontan gegen eine Zero eintauschen?

    Meine Diva ist schon etwas älter und ich müsst zu viel drauf zahlen. 😉

Fazit

Ohne Zweifel: Dem Elektro-Motorrad gehört die Zukunft. Zero beweist schon heute, dass Elektro-Motorräder den Verbrennern in vielen Bereich wie Leistung, Beschleunigung und Handhabung überlegen sind. Besonders gefällt mir die SR/F (ab 20.790 Euro), die wie ein Streetfighter aussieht, sich besonders agil und sportlich fahren lässt. Mit einer realen Reichweite von rund 200 Kilometern lassen sich auch Touren planen und täglich bis zu 400 Kilometer fahren. Wer einen günstigeren Einstieg in die Elektro-Mobilität sucht, möchte ich die Supermoto Zero FXE empfehlen (ab 13.650 Euro).

P.S.: An einem noch ausführlicheren Bericht schreibt der großartige und welterfahrene Motorrad-Redakteur Daniel Lengwenus. Ich freue mich sehr auf seinen Artikel und die Fotos des unerschrockenen Fotografen Volker Rost in einer der kommenden Ausgaben der Zeitschrift Motorrad.

Fotos: NBNL, Volker-Rost für Zero Motorcycles

1 Comment

  • Sven S.
    3 Jahren ago Reply

    Sehr gute Infos

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